Hoi An war der Grund warum ich Vietnam unbedingt ein zweites Mal besuchen wollte. Beim ersten Versuch 2017 hat der Besuch der Stadt an der vietnamesischen Zentralküste nach nur einer Nacht mit einer Flucht vor einem verheerenden Taifun geendet. Die Altstadt war auf Grund der Überschwemmungen nicht erreichbar und der gebuchte Kochkurs musste abgesagt werden. Natürlich war das alles nebensächlich. Für die Einheimischen war die Naturkatastrophe unvorstellbar schlimm. Zu den tausenden zerstörten Häusern kam der vorübergehende Wegfall des Tourismus hinzu. Für mich war damals schon klar: Eines Tages will ich unbedingt wieder kommen. Eine Postkarte mit einer für die Altstadt typische nächtliche Laternen-Ansicht sollte mich zu Hause an den Wunsch erinnern. Zu meiner Überraschung hat sich dieser sehr schnell erfüllt. Keine 16 Monate später war ich wieder in Vietnam, unter anderem natürlich in Hoi An. Dieses Mal vier Tage lang bei Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen.
Hoi An zählt mit etwa 75.000 Einwohnern nicht zu den Großstädten Vietnams. Sie ist aber auf Grund der malerischen Altstadt, die den Vietnamkrieg unbeschadet überstanden hat und 1999 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, weltweit bekannt. Die Bauten sind ein Mix aus chinesischer, vietnamesischer und japanischer Architektur. Geprägt wird die Stadt aber von tausenden wunderschönen Laternen.
Fluss der Wünsche in Hoi An
Besonders nachts verleihen die beleuchteten Laternen der Altstadt ein einzigartiges Flair. Während auf der Promenade gegessen und flaniert wird, bieten Frauen bunte Papierblüten an, die Kerzen beinhalten. Wer so eine Laterne kauft, lässt sie mit einem langen Stab ins Wasser hinab und schickt sie mit einem persönlichen Wunsch Richtung Meer.
Ja, wir sind mit’m Radl da
Unsere Unterkunft lag etwa eine halbe Stunde Fußweg von der Altstadt entfernt. Deshalb war nach der ersten Besichtigung klar, beim nächsten Mal werden die Fahrräder aus der Unterkunft genommen. Auf die Frage, wie das Licht funktioniere, meinte die herzliche Vermieterin, dass man das hier nicht brauche. Na eh. Wenn man bedenkt, dass ich in Wien keinen Meter ohne Helm auf das Rad steige, warum sollte ich dann in Asien nicht ohne Helm und ohne Licht fahren? Wo es auch nicht eine annähernd so gute medizinische Versorgung wie zu Hause gibt. Eben. Also rauf aufs Rad und rein in den vietnamesischen Straßentrubel. Man fährt da einfach ohne darüber nachzudenken und es funktioniert erstaunlicherweise einwandfrei. Gehupt wird dauernd, aber damit signalisiert in der Regel jemand von hinten, dass du besser nicht ausscherst. Von vorne kommt dir auch gern wer als Geisterfahrer entgegen. Aber das ist alles kein Problem, weil alle allen ausweichen, egal gegen welche uns üblichen Verkehrsregeln man gerade verstößt. Das Tempo ist natürlich viel geringer als in Europa. Außerdem ist die Verkehrsdichte in Hoi An um ein Vielfaches geringer als in Großstädten wie z. B. Hanoi, wo ich nicht aufs Rad steigen würde. Für Hoi An war das Rad aber das perfekte Fortbewegungsmittel – egal ob für die Fahrt zum Schneider oder Strand.
In der Schneiderei
Hoi An ist nicht nur für die Altstadt bekannt, sondern auch für die unzähligen Schneidereien berühmt. Die Gunst der Stunde musste natürlich genutzt werden und so habe ich mir ziemlich spontan einen schwarzen langen Rock nähen lassen. Die gewünschte Beschreibung des Schnitts war eine Mixtur aus Pinterest-Bildern, Herumgedeute und Wortfetzen. In Folge wurde noch Maß genommen, also so ca. fünf Zahlenwerte notiert. Bei der ersten Anprobe am nächsten Abend hat das Teil schon recht gut ausgesehen. Am übernächsten Tag ist der Rock dann wie angegossen gesessen. Seitdem freue ich mich über ein Unikat in meinem Kleiderschrank.
Im Kochkurs
Was man in Vietnam auch nicht versäumen sollte: Einen Kochkurs zu besuchen. Nachdem der gebuchte Kurs 2017 bei Van auf Grund des Taifuns leider nichts wurde, hat es dieses Mal geklappt. Morgens wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihren Unterkünften abgeholt und zum Markt gebracht. Da wartete dann Van schon für den gemeinsamen Einkauf. Gekauft wurden die Zutaten, die dann später jede/r für die Zubereitung seines Gerichts benötigte. Bereits bei der Buchung wählt man aus einer Liste welche Speise man gern zubereiten möchte. Wir waren 10 Personen im Kurs mit zum Glück sehr unterschiedlichen Kochwünschen (meiner: vegetarische Sommerrollen). So kam es, dass zehn verschiedene Speisen zubereitet wurden. Zunächst haben alle ihre Zutaten in Vans Küche (Green Bamboo Cooking School) in Position gebracht (Fleisch geschnitten, Gemüse gewaschen, geschält, …). Danach hat jede/r vor den anderen die jeweilige Speise für alle zubereitet. So hatte man am Ende nicht nur einen vollen Magen, sondern auch das Wissen für die Zubereitung von zehn vietnamesischen Gerichten.
Am Strand in Hoi An
Schon vor meiner Abreise wurde mir der Besuch des An Bang Beach in Hoi An empfohlen. Also haben wir uns eines morgens mit dem Rad dahin aufgemacht. Die Anreise führt über Reisfelder und eine Art mehrspurige Bundesstraße. Nachdem das mit dem Kartenlesen nicht jedermanns Sache ist, sind wir dann irgendwann einfach irgendwie gefahren und haben uns durchgefragt. Die halbstündige Fahrt hat sich auf alle Fälle gelohnt. Im Fisherman Vegan Restaurant & Cafe & Bar haben wir ein traumhaft gutes Frühstück mit Blick aufs Meer in Postkartenidylle genossen.
Fazit: Hoi An sollte bei keiner Vietnam-Reise fehlen. Das perfekte Mitbringsel für daheim: Laternen.
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