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Italien / Lifestyle / Reisen

In der Mini Cabin nach Italien – und zurück im Liegewagen von Florenz

Seit September fährt die neue Nachtzug-Generation auch von Wien nach Rom – für mich der perfekte Anlass, eine Reise in die Toskana zu planen. Diese Mini-Cabins hatten es mir schon lange angetan: eine kompakte, private Schlafkabine für eine Person. Klingt fantastisch, oder? Na ja … umso näher die Abfahrt rückte, desto mehr wuchs mein Misstrauen. Zum Schluss sah ich mich schon wie in einem fahrenden Sarg eingesperrt, der mich vor lauter Enge in den Wahnsinn treiben würde. Ich war wirklich kurz davor, mir einen Platz im Liegewagen zu buchen. Bis mich dann mehrere Mini-Cabin-Erfahrene davon überzeugt haben, dass es nicht so schlimm sei, wie ich mir das ausmale. Spoiler: Die Rückreise habe ich im neuen Liegewagen Comfort angetreten. Dazu weiter unten mehr. 

Das erfährst du im Beitrag:
Ausstattung der Mini Cabin
Tipps für die Fahrt in der Mini Cabin
Der neue Liegewagen Comfort
Vor- und Nachteile Mini Cabin und Liegewagen

Mini Cabins im Nachtzug nach Italien
Mini Cabins geöffnet …
— und geschlossen.

So stand ich an einem Montagabend Ende September am Wiener Hauptbahnhof und wartete auf den Nightjet nach Rom. Kurz vor der geplanten Abfahrt rollte er ein: Funkelnagelneu und in glänzendem Nachtblau – ein wahrhaft schöner Anblick. Übrigens: Für diesen Bericht bekomme ich keine Vergütung von den ÖBB – genauso wenig wie eine Antwort auf meine letzte Support-Anfrage.

Profi wie ich bin, war es mir wichtig, gleich in den richtigen Waggon einzusteigen. Das kann ich nach dieser Fahrt wirklich allen Nachtzug-Reisenden nur ans Herz legen. Schon zu Zeiten der Liegewagen war es eine Herausforderung, sich durch die engen Gänge zu seinem Abteil zu kämpfen. Doch bei den Mini-Cabins wird das zur Geduldsprobe. Denn: Zahlreiche Passagiere blockieren mit großen Koffern – und Augen – den Gang. Ins Gepäckfach passt nur ein Handgepäck-Koffer und nichts Größeres. Größeres Gepäck kann in einem speziell dafür vorgesehenen Abteil verstaut werden. Vielleicht spricht sich das in den nächsten Jahren herum und das Einsteigen wird entspannter.

Da ich mich vorab schlau gemacht hatte, konnte ich meinen Koffer ganz nonchalant im dafür vorgesehenen Fach verstauen – ebenso wie meine Sneaker im Schuhfach. Superschlau war ich allerdings auch nicht, denn wie man die kleinen Schränke öffnet, wusste ich bis dahin nicht. Das wusste dafür der Herr mit dem zu großen Koffer aus der Kabine darunter: Einfach die Magnetkarte, die in der Cabin seitlich steckt, auf die Schaltfläche zum Öffnen halten. So simpel, dass es fast schon raffiniert wirkt.

Ins Gepäckfach passt ein Handgepäck-Koffer.
Ins Schuhfach passt ein Paar in „normaler Höhe“.

Nachdem ich in meine Cabin geklettert war – mein Wunsch nach einer unteren wurde in der Buchung leider nicht berücksichtigt – begann ich mich mal umzusehen. Nachdem ich mich nicht völlig beengt fühlte, machte sich Entspannung breit. Bis zur Durchsage “Herzlich Willkommen im Nachtzug nach La Spezia!”. Hilfe, bin ich jetzt ernsthaft im falschen Zug? Nein, weil der Satz war nicht zu Ende – er endete mit “und Rom”. Der Zug wird in Villach geteilt. Memo an mich selbst: Besser wär’s mal bis zum Ende zuzuhören. 

Ein kleines Fenster und die „Schiebetüre“ zur anderen Mini-Cabin.

Zusammen ist man weniger allein

Der Zug fuhr (fast) pünktlich ab, und vor mir lagen gut zwölf Stunden in meiner Mini-Cabin bis Florenz – oder wie die ÖBB es poetisch nennt: das „neuartige Cocoon-Konzept.” In der schicken, rollenden Schlafkapsel gibt es neben der Liegefläche ein winziges Fenster, vor dem sich eine Ablagefläche befindet. Hier befindet sich auch eine verschließbare Schiebetür, die theoretisch meine Mini-Cabin mit der einer mitreisenden Person verbinden könnte. 

Discolicht in der Mini Cabin nach Italien

Und dann kommen die Features! Die Mini Cabin nach Italien wartet stolz mit einem verschiebbaren Klapptisch, einem Spiegel, zwei Kleiderhaken und mehreren Ladeoptionen auf: Steckdose, USB-Anschluss und sogar ein induktives Ladefeld für das Handy. Doch der wahre Star: die regulierbare Ambiente-Beleuchtung, die über ein Display an der Wand gesteuert wird. Lust auf rotes Licht oder doch lieber ein kühles Blau, um sich wie in einer Tiefsee-Forschungsstation zu fühlen? Alles kein Problem. Außer vielleicht für die Nerven: Jeder Farbwechsel wird von einem energischen Piepton begleitet, laut genug, dass die Passagiere im Umfeld meine farbenfrohe Reise akustisch voll miterleben – genau wie ich ihre.

Sensoren-Spaß im Sanitärbereich

Pro Waggon gibt es, wie gewohnt, zwei WCs, doch mit einer Neuerung: eines für Frauen und eines für Männer. Der dezente Hinweis, vor dem Spülen den Klodeckel zu schließen, lässt bereits vermuten, was sonst passieren könnte. Über dem superkleinen Waschbecken lassen sich Wasser, Seife, Trockner und Desinfektionsmittel durch Bewegungssensoren aktivieren. Getestet hat dieses System vermutlich niemand so richtig – es ist eher eine kleine Glückslotterie, ob genau das startet, was man gerade braucht. Das gleiche gilt auch für den angrenzenden Waschraum, wo jeder Griff zum Wasserstrahl ein kleines Geduldsspiel bleibt – und das Ergebnis ebenso ungewiss.

Frühstück in der Mini-Cabin

Der Spiegel wird …
… zum Tisch fürs Frühstück

Das Frühstück wird wie üblich rechtzeitig vor der Ankunft serviert, wahlweise mit Kaffee oder Tee. Besonders erstaunlich waren die frischen Semmeln, die nicht nur gut aussahen, sondern auch geschmacklich überzeugten. Dass es sich dabei um keinen einmaligen Glücksgriff handelte, wurde durch die gleiche Tatsache bei der Heimreise bestätigt. Für das Frühstück bietet sich der klappbare Tisch in der Mini-Cabin an. Ich habe es mir mit herunterbaumelnden Beinen am Eingang der Mini-Cabin gemütlich gemacht – ein Luxus, der sich nur ergab, weil die untere Kabine zu diesem Zeitpunkt frei war.

Fazit: Mini Cabin nach Italien

Die Mini-Cabin nach Italien bietet eine sehr gute Möglichkeit, mit dem Nachtzug in absoluter Privatsphäre zu reisen. Vor allem für Alleinreisende bietet sich diese Variante gut an. Trotz des begrenzten Platzes kam zum Glück nicht das befürchtete Gefühl von Platzangst auf. An modernen Features mangelt es nicht – allerdings ist ein altmodischer Mistkübel einfach nicht mit von der Partie. Aber vielleicht ist das auch besser so! Beim Buchen würde ich auf alle Fälle die untere Kabine bevorzugen, um sich die Kletterei nach oben zu sparen und vom zusätzlichen Gepäcksfach direkt in der Cabin profitieren zu können.

Blick aus der oberen Mini Cabin

Tipps für die Mini Cabin nach Italien

  • Rechtzeitig buchen

Die ÖBB nutzen, ähnlich wie Fluglinien, ein dynamisches Preismodell. Das bedeutet: Je früher man bucht, desto günstiger wird das Ticket. Außerdem sind die Preise bei einer Online-Buchung niedriger als beim Automaten oder am Schalter.
Anmerkung dazu: Ich habe mein Ticket in der Nebensaison zwei Tage vor der Abreise gekauft und für die Mini-Cabin119,90 Euro bezahlt.

  • Für zwei: Gleiche Höhe buchen

Wer zu zweit reist und die Mini-Cabins miteinander verbinden möchte, sollte bei der Buchung unbedingt darauf achten, zwei nebeneinander liegende Kabinen auf gleicher Höhe – entweder oben oder unten – zu wählen. Sonst wird das nichts mit dem Verbinden durch Öffnen der Schiebetüre. 

  • In den richtigen Waggon einsteigen

Wer sich nicht schon zu Beginn der Reise stressen will, steigt gleich in den richtigen Waggon ein. Die Wagennummer steht auf dem Ticket, und der Standort des Wagens lässt sich am Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnsteig ablesen. In Italien ist das deutlich cooler gelöst: Hier zeigt an jedem Wagen ein Monitor am Bahnsteig die jeweilige Nummer an.

  • Koffergröße beachten

In das Schließfach direkt neben der Mini Cabin passt nur ein Handgepäckkoffer (max. 40 x 55 x 23 cm). Ein größerer Koffer kann in einem eigens dafür vorgesehenen Abteil verstaut werden. Für die Schuhe steht ein Schließfach in der Größe von max. 18 x 57 x 15 cm zur Verfügung. In den unteren Mini Cabins befindet sich auch unter der Matratze noch ein kleiner Stauraum. 

  • Kabine ist versperrbar

Die Kabine kann mittels NFC-Karten versperrt werden. Mit dieser Karte werden auch die Schließfächer gesperrt. Sie ist gleich neben der Öffnung am unteren Ende der Kabine zu finden.  

  • Sackerl für Müll

Hundebesitzer kennen es als Sackerl fürs Gackerl – genau so etwas sollte man auch in einer Mini-Cabin dabei haben, um den Müll kompakt sammeln zu können.

  • Ohropax 

Wer geräuschempfindlich ist, sollte unbedingt Ohropax griffbereit haben – vor allem wegen der Pieptöne beim Lichtschalten. So lässt sich trotz akustischer Überraschungen ein ruhiger Schlaf genießen. 

Der Liegewagen Comfort der neuen Nachtzug-Generation

Mini Cabin oder Liegewagen nach Italien?

Nach meiner Hinfahrt in der Mini Cabin nach Florenz habe ich für die Rückreise spontan einen Platz im neuen „Liegewagen Comfort“ gebucht. Dieser unterscheidet sich deutlich von den früheren Nightjets: Statt der berüchtigten 6-Bett-Abteile gibt es nur noch Vierer-Abteile. Wer einmal eine voll belegte Sechserkabine erlebt hat, weiß, was man im Leben nicht gemacht haben muss. Die neuen Abteile sind mit vier fest installierten Betten ausgestattet und bieten spürbar mehr Raum. 

Besonders praktisch: Ein halbwegs normaler Koffer passt jetzt bequem unter das Bett. Auch die Sicherheit wurde verbessert – die Abteile lassen sich mit einer Karte verschließen, sodass niemand nachts ungesichert zurückbleibt, wenn jemand das Abteil verlässt. Für Frauen gibt es weiterhin exklusive Damenabteile. Im Vergleich zu den alten Modellen ist das Reisegefühl erheblich angenehmer: Mehr Abstand zwischen den Betten und die Möglichkeit, auf den unteren beiden Liegen bequem zu sitzen, machen den Aufenthalt entspannter. Zusätzlich gibt es jetzt an jedem Platz eine Steckdose sowie USB- und induktive Ladestationen. 

Übrigens: Der neue Liegewagen heißt standardmäßig „Liegewagen Comfort“. Es gibt keinen „Liegewagen Normal“, „Liegewagen Non-Comfort“, …

Frühstück im Liegewagen. Für den Ausblick gibt es ein größeres Fenster als in der Mini Cabin.

Vor- und Nachteile der Mini Cabin und des Liegewagens Comfort

Vorteile der Mini Cabin

  • Privatsphäre: Ein eigenes, abgetrenntes Kabinenabteil für eine Person bietet Privatsphäre und Schutz vor Lärm.
  • Preiswert: Oftmals eine günstigere Option als Liege- oder Schlafwagen.
  • Effiziente Raumnutzung: Platzsparend und ideal für Reisende mit minimalem Gepäck und ohne Platzangst.

Nachteile der Mini Cabin

  • Beengtes Raumgefühl: Der Platz ist knapp bemessen, besonders für größere Menschen oder für Reisen mit viel Gepäck.
  • Kaum Bewegungsfreiheit: Wegen des schmalen Designs kann es für längere Aufenthalte unbequem werden. Ist das Reiseziel wie Florenz frühmorgens um sieben erreicht, ist das kein Problem. Kommt der Zug erst vormittags oder gar mittags an, bieten die Mini Cabins ein Bild von Legebatterien. 
  • Minimaler Komfort: Matratze und Ausstattung sind eher funktional als luxuriös.

Vorteile des Liegewagen Comfort

  • Mehr Platz: Großzügiger gestaltet, bietet mehr Bewegungsfreiheit und Komfort als die Mini Cabin.
  • Sicherheit: Es gibt Damenabteile, die ausschließlich für weibliche Reisende reserviert sind.
  • Geselligkeit: Gelegenheit, mit Mitreisenden ins Gespräch zu kommen, was die Reise kurzweiliger machen kann.

Nachteile des Liegewagen Comfort

  • Preis: Im Vergleich zur Mini Cabin oft teurer.
  • Weniger Privatsphäre: Das Teilen eines Abteils mit anderen bedeutet weniger Privatsphäre..
  • Eventueller Geräuschpegel: Besonders für leichte Schläfer kann die Geräuschkulisse durch andere Mitreisende störend sein.

Beide Schlafmöglichkeiten im Nachtzug haben ihre Eigenheiten: Die Mini Cabin ist das gemütliche Kokon-Erlebnis für alle, die sich gern platzsparend verpacken, während der Liegewagen ein wenig mehr Bewegungsfreiheit und Komfort bietet. Am Ende hängt die Wahl zwischen Mini Cabin und Liegewagen ganz von den persönlichen Vorlieben ab. Ich tendiere dazu, dem Liegewagen den Vortritt gegenüber der Mini Cabin zu geben – wegen des kleinen Extra-Freiheitsgefühls, das er bietet. 

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