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Italien / Reisen

Mit dem Nachtzug in die Cinque Terre

Im Mai ruft standardmäßig Italien. Da sage ich nicht, ich rufe zurück, sondern: Perfetto! Der genaue Masterplan für die Reise dieses Jahr wurde spontan an einem weinseligen Abend mit Suserl in der italienischen Lieblingsbar in Wien festgelegt. Bei Regenwetter im Mai wurde die Sehnsucht gen Süden schließlich unermesslich groß. So wurde nach dem Umstieg von Prosecco auf Wein eine weitere Entscheidung getroffen. In zwei Wochen sollte es in die Cinque Terre gehen. Mit dem Nachtzug. Wie auch immer die Anreise dorthin möglich sei, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar und zudem herzlich egal. Relevant war nur, einen Plan für eine Italien-Reise zu haben. Diesem schloss sich wenige Tage später P. voller Vorfreude an. Zwei Tage vor der Abreise musste sie leider kurzfristig absagen. Mit T. war dankenswerterweise subito ein perfekt passender Ersatz (Stichwort: „Zu vino sag ich nie no“) gefunden.

Manarola, eines der 5 Dörfer der Cinque Terre
Manarola, eines der 5 Dörfer der Cinque Terre: Malerische Farbenpracht am Meer.

Die Anreise sollte über Florenz gehen. Einmal schlafen und schon ist man in Bella Italia. Was sich wie ein Märchen anhört, ist dank österreichischer Bundesbahnen gemütlich möglich. Vorausgesetzt man fährt nicht in einem Sitzabteil. Das mag für manche Menschen gemütlich sein, für mich wars das schon zu jugendlichen Zeiten nicht. Unausgeschlafen im Urlaub ankommen kann nix. Deshalb fiel die Wahl auf einen Liegewagen, die heutzutage mitunter auch mit nur mehr mit max. 4 Personen gebucht werden können. Nicht mehr unbedingt wie in alten Zeiten mit 6 Reisenden vollgestopft werden. Noch besser: Es kann ein Abteil privat für max. 3 gebucht werden. So lässt es sich gemütlich und luxuriös reisen. Voraussetzung für letzteres ist es, eine Freundin wie S. zu haben, die gemeinsam mit Klein-A mit einer Flasche Champagner und drei GLASgläsern für die Reise als Überraschungsgast am Bahnsteig auftauchte. Zeigt mal wieder: Stil ist nicht das Ende des Besens. Auch P. ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich und vor allem standesgemäß zu verabschieden: Mit einer Flasche Prosecco und vorausschauend einem Becher für sich selbst. Unnötig zu erwähnen, dass die Prosecco-Flasche nicht mehr den Weg in den Zug fand.

Gläser mit Champagner im Nachtzug befüllen
Nach dem Prosecco ist vor dem Champagner

Die Fahrt war dann recht ruhig. Ab dem Zeitpunkt als wir uns zu Bett begaben vermutlich auch für den Rest des Wagons. Das Traumhafte am Nachtzug ist ja das Aufwachen morgens. Während man im fahrenden Bett liegend die vorbeiziehende Landschaft bewundern kann. Dazu wird ein ausgiebiges Frühstück serviert. Der Zugbegleiter hat sich noch bei der Abfahrt erkundigt, ob wir wirklich Café dazu wollen, wo es doch „in Firenze“ dann guten Café um 1 Euro gibt. Ein Mann mit Geschmack offensichtlich.

Am fahrenden Nachtzug vorbeiziehende Landschaft
Die vorbeiziehende Landschaft aus dem fahrenden Bett bewundern

In Florenz angekommen ging es direkt zum Schalter um Tickets für die Weiterfahrt in die Cinque Terre zu kaufen. Die Ticketverkäuferin lieferte den lebenden Beweis, dass es auch vor 7 Uhr in der Früh schon freundliche Menschen gibt. Die Reise ging kurz darauf mit 2x umsteigen weiter. Das erste Mal verlief traumhaft: In Pisa war genug Zeit für den ersten Cappuccino. Glückseligkeit um 1,50 Euro unter der Sonne der Toskana. Das zweite Mal Umsteigen in La Spezia dann so: Gefühlt der halbe Erdball traf sich gerade hier. Der für uns gedachte Zug war restlos überfüllt und ein Zusteigen nicht mehr gestattet. Aus Österreich kommend ist das nichts Unbekanntes. Nur mit dem Unterschied, dass in 15 Minuten der nächste Zug fuhr. Gut gefüllt, aber immerhin mit uns.

Bahnhof in Corniglia
Nach rund 15-stündiger Zugreise fast am Ziel: Bahnhof in Corniglia

Angekommen am Zielbahnhof Corniglia war nur noch eine Hürde zu überwinden: die Scalinata Lardarina. Klingt wie fast alles in der italienischen Sprache wunderschön, bedeutet jedoch: 383 Stufen bergauf in den Ort. Zu umgehen sind sie mit dem Bus. Der erste war überfüllt (hallo Déjà-vu). Im nächsten war dann genug Platz für alle Wartenden. Eine dringende Empfehlung für Reisende mit Gepäck: Lieber auf den Bus warten, die rund 15 Minuten sind es wert. Das wissen alle, die die Treppe einmal absolviert haben – und sei es nur bergab.

Anreise
Von Wien geht täglich ein Nachtzug nach Florenz. Von da gibt es zahlreiche Verbindungen nach La Spezia, von wo aus mehrmals die Stunde Züge in die idyllischen Dörfer der Cinque Terre gehen.
Nachdem der Nachtzug manchmal mit Verspätung in Florenz ankommt, empfiehlt es sich, die Tickets für die weitere Strecke erst vor Ort zu kaufen, da sie für manche Züge (z.B. nach Pisa) an einen bestimmten Zug zu einer festen Uhrzeit gebunden sind.
Update: Seit Dezember 2022 kann La Spezia direkt mit dem Nachtzug aus Wien erreicht werden. Dazu den Nightjet nach Genua nehmen.

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