Als mir das Schwesterherzi am Telefon von ihrem neuesten Vorhaben, nämlich Yoga am Berg bei Sonnenaufgang zu machen, erzählte, sagte ich nur: Ja, ich komme auch mit. Ihre Freude darüber war so groß, dass sie mir vermutlich aus Sicherheitsgründen alle weiteren Details dezent verschwiegen hatte. Ich in meiner Euphorie habe mir auch nichts gedacht, bis ich nach und nach die Details erfahren habe. Unter anderem: „Nein, wir haben nicht das Package, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um 5 Uhr morgens mit dem Sessellift auf dem Berg fahren.“ Meine spontane Vermutung, uns würde ein Privatjet rauffliegen, habe ich nicht mal laut ausgesprochen. Damit lag ich überraschenderweise auch goldrichtig.
So sind wir an einem Freitagabend Mitte August auf das Hochkar angereist und sind nach einer Hüttenjause den Weg zur Yogawiese Probe gegangen. Um genau zu sein, sind wir zehn Minuten bergauf gegangen. Das hat nämlich gereicht, um den Sonnenuntergang wunderschön zu sehen – und auch den Gipfel, den wir am nächsten Tag in aller Früh erklimmen sollten. Das war übrigens nicht der erste Moment, in dem ich mich gefragt habe, warum ich mich nicht für ein Sonnenuntergang-Yoga angemeldet hatte.
Um 4 Uhr zwanzig war Tagwache. Um 4:45 waren wir bereits bergaufwärts unterwegs. Staunend über die Schlange vor dem Sessellift und topmotiviert für unseren Aufstieg. Es war noch stockdunkel. Ich hatte neben circa fünf Zwiebelschichten an Oberkleidung meine rosa Taschenlampe dabei. Die hatte mich vor Jahren nach einer Urlaubsrückkehr aus Kambodscha zu Hause erwartet. Ein Geschenk meines Papas, nachdem ich ihm zuvor von einem Aufenthalt auf einer Insel ohne Strom gemailt hatte. Und bestimmt von meinen Bemühungen in totaler Finsternis die Toilette zu finden.
Aber zurück zum Berg. Nach gefühlten zehn Minuten war mir so warm, dass ich zwei Pullis ausgezogen und die Taschenlampe auf Grund der einsetzenden Dämmerung ausgeschalten hatte. Sprich keine halbe Stunde unterwegs und schon die alltägliche Erkenntnis: Wieder mal zu viel Gepäck dabei. Trotzdem wurde der 50-minütige Aufstieg ohne Schwierigkeiten bewältigt. Nachdem noch Zeit war, haben wir gleich noch eine Runde über den Skywalk erledigt. Auf der Yogawiese angekommen haben wir es uns in der ersten Reihe auf unseren Matten bequem gemacht. Wenn schon so früh aufstehen, dann sollte der Sonnenaufgang klarerweise erste Reihe fußfrei sein.
Die Stunde startete pünktlich um 6 Uhr morgens. Rund 50 Yogies waren mit von der Partie als um 6 Uhr 2 die Sonne aufging. Nachdem dieser Moment auf allen Handys verewigt war, stand – oh wie passend! – der Sonnengruß auf dem Programm. Wenn sie sich schon so wunderschön zeigt und geschätzte 20 Grad auf 1.770 Metern um diese Zeit abliefert, dann grüßt man auch sehr gerne. Um 7 Uhr 15 war die super geführte Yoga-Stunde vorbei. Für uns ging es zu Fuß wieder direkt runter vom Gipfel zum Frühstück in der Unterkunft.
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