Der Nationalpark Cinque Terre ist nicht nur für die malerischen, farbenprächtigen fünf Dörfer bekannt, sondern auch für die idyllischen Wanderwege, die sich über eine Länge von rund 120 Kilometer erstrecken. Am bekanntesten ist der Sentiero Azzurro, der „Blaue Weg“, der die Dörfer auf den jeweils kürzesten Weg miteinander verbindet. Grundsätzlich. Denn die Strecke zwischen Corniglia und Manarola ist in Folge eines Erdrutsches voraussichtlich noch bis Frühjahr 2025 gesperrt. Die weitere Strecke bis Riomaggiore wird auf Grund von Umbauarbeiten erst wieder 2024 geöffnet sein. Es besteht jedoch die Möglichkeit, auf andere Wege auszuweichen. Die zwei offenen Wege von Corniglia nach Vernazza und von Vernazza nach Monterosso haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Es lebe der Sport.

Wanderung Corniglia – Vernazza
Der Start dieser Wanderung ist etwas auswärts des Ortes bei einer kleinen Hütte, an der die Cinque Terre Card hergezeigt bzw. erworben werden muss, um den Wanderweg nutzen zu können. Nach wenigen Minuten kommt schon der erste etwas steilere Anstieg über zahlreiche Stufen. Zu diesem Zeitpunkt verdrängt man den Gedanken, dass das erst der Anfang ist, sehr gekonnt. Ist auch besser so. Weil im Laufe der Strecke geht es immer wieder gern mal bergauf. Nur der Anblick des noch deutlich höher gelegenen Ortes San Bernardino macht klar, dass es höhentechnisch noch Luft nach oben geben würde. Nach rund 75 Minuten wird Vernazza sichtbar. Die Aussicht auf das Dorf macht alle Strapazen wett. Wobei fairerweise schon gesagt werden muss: Der Weg zum Ziel führt über eine traumhafte Route mit unglaublich schöner Natur. Entlang dieser Route sind besonders viele riesengroße Kakteen zu bewundern.




Details zur Strecke Corniglia – Vernazza
Länge: 3,2 Kilometer
Dauer: 90 Minuten
Schwierigkeit: einfach
Vernazza
In Vernazza, das zu einem der schönsten Dörfer Italiens zählt, angekommen, ging es zunächst mal auf dem Hautplatz, wo mit Blick aufs Meer eine verdiente Stärkung konsumiert wurde. Es folgte eine Besichtigung der direkt daneben liegenden Kirche Santa Margherita di Antiochia bevor es weiter über eine steile Treppe zur Burg Doria ging. Der Panoramablick geht nicht nur auf das Dorf und die umliegende Landschaft, sondern auch auf ein idyllisch darunter liegendes Lokal, das Ristorante Bar Al Castello. Musste natürlich umgehend bei einem Apero getestet werden. Der Insider-Tipp schlechthin dazu: Der von oben relativ einsame Platz liegt in der Self-Service-Zone. Am besten gleich beim Eingang Getränke erwerben und dann das Stück Weg auf sich nehmen, um in relativer Ruhe über den Meer das dolce vita zu genießen.



Wanderung Vernazza – Monterosso
Nach dem Besuch von Vernazza gehts weiter Richtung Monterosso. Dieser Wanderweg gilt als besonders schön, da er entlang der Küste immer wieder einen traumhaften Ausblick auf das glitzernde Meer bietet. Nach dem Vorweisen der Cinque Terre Card beim Eingang wird auch auf dieser Strecke schnell klar: Es geht bergauf. Ob über einen Schotterweg oder zwischendurch über Treppen. Die inzwischen stark vom Himmel strahlende Sonne machte das Ganze nicht weniger anstrengend. Wäre da nicht diese zauberschöne Landschaft gewesen, hätten wir uns vermutlich – oder mit ziemlich absoluter Sicherheit – zurück zum Bahnhof begeben und Monterosso mit dem Zug angesteuert. Aber so sind wir brav weitergegangen. Entlang von Weinbergen und Olivenhainen, vorbei an Mohnblumen, Zitronenbäumen und noch viel mehr entzückender Pflanzen. Ist der Anstieg mal geschafft, gehts relativ eben weiter bis dann der Abstieg startet – über etwa 500 Stufen. Während sich der Gegenverkehr keuchend raufplagt, geht man leichten Schrittes und mit einem Lächeln im Gesicht Monterosso entgegen, das nach und nach sichtbar wird. Die Freude darüber ist natürlich riesig.




Details zur Strecke Vernazza – Monterosso
Länge: 3,5 Kilometer
Dauer: 90 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Monterosso
Monterosso ist das einzige der fünf Dörfer der Cinque Terre mit einem Sandstrand. Kein Wunder, dass nach dem sportlichen Programm gleich mal der Gang in die Neustadt zu genau ebendiesem angesagt war. Bei Limoncello Spritz wurde das typisch italienische Rivera Feeling ausgiebig genossen. Danach ging es über den Fußgängertunnel zurück in die lieblichen Gassen der Altstadt, um sich noch ein Gläschen lokalen Wein vor der Rückfahrt zu gönnen. Diese durfte aus einem einfachen Grund nicht zu spät angetreten werden: der 383 Stufen rauf nach Corniglia. Ein Erklimmen dieser Treppe war nach tausenden Stufen einfach nicht mehr gewünscht. Deshalb musste der letzte Shuttle Bus in den Ort um ca. 19:30 Uhr erreicht werden.



Tipps für die Wanderungen in der Cinque Terre
Ticketkauf
Die Wanderwege in der Cinque Terre sind teilweise gebührenpflichtig. Für den „Blauen Weg“ ist der Kauf der Cinque Terre Card Trekking erforderlich. Sie kostet 7,50 Euro pro Tag und berechtigt für die Nutzung aller kostenpflichtigen Strecken. Zu erwerben ist sie online, an den Bahnhöfen oder am Eingang zum jeweiligen Wanderweg, wo die Zahlung nur mit Kreditkarte möglich war.
Proviant
Unbedingt genug Wasser auf die Wanderungen mitnehmen. Auf den Wegen selbst sind keine Trinkbrunnen vorhanden und auch max. eine „Einkehrmöglichkeit“ pro Streckenabschnitt.
Ausrüstung
Zumindest für den Blauen Weg sind Sportschuhe ausreichend. Wanderschuhe müssen demnach nicht extra mit ins Reisegepäck. Vereinzelt sind auch Personen mit Wanderstöcken unterwegs. Wichtig ist, an ausreichend Sonnenschutz zu denken.
Motivation
Die beiden beschriebenen Wanderungen sind weder von der Streckenlänge noch vom Schwierigkeitsgrad eine mega Herausforderung. Trotzdem sollte man sich vorab bewusst sein, dass doch einige Höhenmeter zu meistern sind. Der Anstieg über gefühlt Millionen Stufen ist kein Spaziergang, vor allem wenn die Sonne vom Himmel knallt. Zusätzlich zu den Höhenmetern bedurfte es auf der Strecke von Vernazza nach Monterosso immer wieder jeder Menge Konzentration, da der Weg teilweise auch sehr eng ist.
Hitze meiden
Ein Tipp, der für Normalsterbliche vermutlich nicht erforderlich ist. Wobei in den Dörfern der Cinque Terre die Temperaturen unterschiedlich sind. Während ist in den engen Gassen mit einem lauen Lüftchen angenehm warm ist, fühlt es sich in der Sonne ums Eck gleich richtig heiß an. So auch beim Wandern, wo das Bergaufgehen bei sommerlichen Temperaturen wirklich sehr schweißtreibend wird.
No Comments